Riesengebirgstour 2013 – Mit dem orangenen „Express“ über drei Gebirge

Der RSV Löbau hatte für das vergangene Wochenende wieder zur Riesengebirgstour eingeladen. Treffen war auf dem Großraumparkplatz an der Daimlerstraße geplant. Nachdem ich dort eintraf, begann ich schon zu zweifeln, ob ich richtig bin. Parkplatz ja – aber groß? Nachdem alle eingetroffen und die letzten Gegenstände in das „Begleitfahrzeug“ verstaut waren sowie das obligatorische Vorher-Bild geschossen wurde, ging es los.

Im Gegensatz zum vorigen Jahr sollte über das Zittauer Gebirgsvorland nach Hartau gefahren werden. Gesagt – getan und der orange Express mit mir als „Schlußlicht“ war unterwegs. Sandro und Niels spannten sich vor die Gruppe und somit  wurde mit jedem Kilometer das Tempo zügiger, denn im Hinterkopf hatte jeder das angesagte Gewitter. Auf Grund seiner Bereitschaft wollte Sandro uns nur bis Hartau begleiten. Wie immer kämpfte ich um den Anschluss, in der Gewissheit, dass es ja bald mal länger bergan geht. Bergauf Richtung Kristofstal löste sich dann die Gruppe langsam in viele Einzelkämpfer auf. Bei der kurzen Rast auf dem Sattel, verpufften mit einem lauten Knall, alle Lebensgeister aus Franks Vorderradreifen. Vorsichtig fuhren wir bergab Richtung Isergebirge zur ersten geplanten Rast. Da waren sie wieder meine „Probleme“ beim bergabfahren. Für die anderen eine (un)erwünschte Verschnaufpause und für mich ein ungewolltes Intervalltraining. Da alle noch einen recht munteren Eindruck machten, entschieden alle bis nach Korenov durchzufahren und erst dort eine längere Pause zu machen. Leider fing es unmittelbar danach an zu regnen. Niels organisierte, dass unser Begleitteam uns schon in Tanvald auflauern sollte. Das funktionierte auch wunderbar. Somit kamen alle zu Ihren Regensachen. Vereinzelt trudelten nun alle oben auf dem Kamm in Korenov zu unserer Mittagspause ein. Einen großen Dank an Andrea, die von der Terrasse aus unsere Räder bewachte. Aus meiner Sicht ist das nicht selbstverständlich.

Gestärkt durch die vielen Kohlenhydrate ging es auf dem Kamm weiter nach Rokytnice n.J. Wie üblich, mit einem bangen Blick nach vorn, hing ich wie an einem Gummiband am Ende der Gruppe. Je weiter wir uns dem Riesengebirge näherten, sahen die Oberflächen der Straßen aus wie ein Schweizer Käse. Kurze Ratlosigkeit machte sich kurz vor Rokytnice n.J. breit. Nach einer Abfahrt war die Straße abgesperrt und man hörte Motoren röhren. Dann sahen wir auch schon die kleinen Rennwagen die schmalen Straßen langschießen. Also kurz geflucht, versucht das Kettenblatt irgendwie wieder umzulegen, um uns den gerade heruntergefahrenen Berg wieder hinauf zu quälen. Gut das sich Wanderleiter Niels in der Gegend aus kennt. Nachdem wir wieder auf den rechten Weg zum Tagesziel waren, schlich sich bei Philipps Reifen ein Plattfuß ein. Damit wurde unsere Gruppe gesprengt. Den ersten Teil, die Lokomotiven, sahen wir erst wieder vor dem Quartier, oben auf dem Berg.

Diesmal hatte Niels am Ende der Straße die Spindler-Baude als Tagesziel herausgesucht. Diesmal mussten wir am Tagesziel vom vorigen Jahr vorbei. Aber es sollte eben das höchste, mit den Rad zu erreichende Quartier sein. Andrea hatte sich schon um die Formalitäten der Unterkunft gekümmert. So waren auch die Zimmer schnell unter Frau und Mann gebracht. Nach einer ausgiebigen Dusche waren auch die Lebensgeister wieder geweckt. Allerdings hätte man mit dem Dreck einige der Straßenunebenheiten ausgleichen können. Der Tag wurde dann bei einem ausgiebigen Abendmahl in der Josefs-Baude beschlossen.

Wettermäßig begann der Sonntag wie der Samstag aufgehört hatte – mit Sonnenschein. Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet wurden die Zimmer geräumt und die Taschen wieder in das Begleitfahrzeug verstaut. Aus der Erfahrung des vergangen Jahres, wollte ich etwas eher bergab fahren. Bergab heißt bis fast nach Hohenelbe. Nach der zweiten Kurve kam der erste orangene Vorbote schnell herangebraust. Kurz danach waren alle an mir vorbei gefahren und ich war wieder mit meiner Abfahrkunst am Ende der Gruppe. Unten wartete Niels schon auf mich und wir versuchten den verlorenen Boden wieder gut zu machen. So konnte ich mich wie ein „Teamkapitän“ fühlen, der wieder an eine Gruppe herangebracht wird. Anschließend ging es weiter leicht bergab, so dass nach einer Stunde Fahrzeit schon ca. 37km der Tageskilometer geschafft waren. Das weckte in mir Erinnerungen an 2012. Da war der Express auch schon so schnell nach Hause unterwegs. Hinauf auf den Kamm des gestrigen Tages, sollte es weiter über Korenov hinab nach Harrachov gehen. Jedoch hatte Niels uns eine kleine Verschnaufpause zwischen durch verschafft und sich eine Auffrischung seiner Reparaturkünste. In Harrachov war nochmal ein Treffen mit Andrea vereinbart.

Im Isergebirge grummelte es schon wieder und mich befielen schon so einige Vorahnungen. Nach einer ausgiebigen Stärkung rollten wir nach Polen bergauf. Auf dem Weg nach Schreiberhau fand ich mich wieder allein auf weiter Flur. Am Abzweig wies mir Niels den Weg, so dass ich meinen „Schwung“ mit in den Berg nehmen konnte. Noch vor der „Todeskurve“ war ich wieder von einigen orangenen Farbtupfern umgeben. Kurze Pause an der Todeskurve mit einem Blick auf den Reifträger. Anschließend fuhren wir auf der holprigen Sudetenstraße nach Bad Flinsberg. Wieder mal ereilte es Philipp mit einem Platten. Da wir leicht berg fuhren holten wir das Gewitter am Ortseingang ein und stellten uns erstmal an einem Restaurant unter. Es verzog sich jedoch relativ schnell Richtung Norden und wir machte nun auf den Weg bzw. befuhren eine polnische Wasserstraße. Mitten im Ort war plötzlich die Straße mehrere cm hoch mit Wasser überschwemmt und von den Straßen aus den Bergen lief noch mehr Wasser nach. Auf einer Kreuzung hatte es schon einen Gullideckel heraus gehoben und die Straße wurde von der Polizei großzügig gesperrt. Das hieß, zurück und Stromaufwärts fahren und die Steine zu um kurven. Auch hier machte es sich bemerkbar, dass „Einheimische“ mit in der Truppe waren und Pfadfinder spielen konnten. Zurück in Nove Mesto wurden die Straßen auch wieder besser und das Tempo nahm zu. In den Bergen grummelte es immer noch und der Himmel immer noch schwarz. Allerdings wollten wir auch in diese Richtung fahren. Somit entschieden wir über Zittau nach Löbau zu fahren. Niels wollte Sandro entgegen fahren und uns anschließend einholen. Wie das so mit den zarten Rennpferdchen ist, sie riechen ihren Stall. Also bekämpfte ich das immer wieder aufklaffende Sprinterloch. In den Lücken hätten einige Sprintzüge Platz gehabt. Kurz verwirrt war ich dann kurz vor Zittau, als wir auf die „Straße ins Nirgendwo“ stießen. Sie muss vor kurzen erst eröffnet worden sein. Auf der Chopinstraße wurde kurzer Hand an einem Bäckerwagen eine Kaffeepause angesetzt.

Nach einigen Telefonaten wurden die neusten Wetterhiobsbotschaften ausgewertet. Um nicht permanent auf der 178 zufahren, bogen wir in Strahwalde von der Straße zur Herwigsdorfer Straße durchs Dorf ab. Hier sah man dann die Auswirkungen des Gewitters. Schlamm auf der Straße und in den Häusern. Einigen schwante schon was sie zu Hause eventuell erwartete. Nach und nach verabschiedeten sich die ersten Mitfahrer.

Einige stellten die Frage, ob wir durch den Wald gefahren sind. Bis zur Daimlerstraße versuchte ich immer einen orangenen Punkt zu sehen. Die erste Ampel in Löbau beraubte mich der Illusion wieder heran zu kommen.

Ein sehr schönes Wochenende mit vielen Kilometern und Höhenmetern. Im Nachgang habe ich mal für mich hochgerechnet, wie lange ich in Berlin fahren muss, um diese Höhen zu bewältigen. Ich komme da auf über 1000km.

Nun muss ich nur noch das ungeliebte männliche Haustier los werden. Mein Vermieter erlaubt keine Tiere. Vielleicht schaffe ich es zu überfahren. Sollte kein Problem bei 1000 zusätzlichen Kilometern sein.

Danke an alle die an diesen Wochenende beteiligt waren und danke für das „betreute“ Radwochenende.

Gruß Carol